Braunkohle ist zu wertvoll, um sie zu verbrennen.
Die Geschichte eines buchstäblich versteckten Champions spielt in einer Welt für sich: Am Rand der 11.400 Hektar großen Abbaufläche des Tagebaus Garzweiler in der Nähe von Jülich schickt sich ein kleines Biotechnologie-Unternehmen an, der Ge-schichte der Braunkohle ein neues, spannendes und überraschendes Kapitel hinzuzufügen. Denn wer würde den Rohstoff, der als Energieträger zumin-dest in Deutschland keine allzu lange Zukunft mehr haben dürfte, schon mit innovativer und ökolo-gischer Vorbildlichkeit in Verbindung bringen? Doch genau darum geht es bei Humintech. Die Wurzeln des Unternehmens gehen in die 1970er-Jahre zu-rück, als die damalige Rheinbraun AG und Forscher der Uni Bonn nach einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Methode suchten, die Folgelandschaf-ten des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier zu renaturieren. Das Ergebnis der Bemühungen war der Perlhumus, ein organischer Bodenverbesserer auf Basis von verwitterter Weichbraunkohle.
Aus diesem Material, dem sogenannten Leonardit, das RWE als Betreiber des Tagebaus zur Verfügung stellt, extrahieren die Experten von Humintech eine ganze Reihe von Produkten: als Düngeersatz, als Pflanzenstärkungsmittel oder als Tierfutterergän-zung zum Beispiel. In mehr als 70 Ländern ist man vertreten und nutzt Plattformen wie die IPM Essen, die Weltmesse des Gartenbaus, um seine Marktposi-tion auszubauen. Für Berthold Stern, Leiter For-schung und Entwicklung bei Humintech, sind die bisherigen Anwendungsgebiete aber erst der An-fang: „Braunkohle ist viel zu wertvoll, um sie zu ver-brennen“, findet er. Um die Potenziale zu entdecken, sei aber angewandte Forschung vonnöten. „Da geht noch mehr.“
Berthold Stern,
Head of Research and Development at Humintech
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