Schutzimpfung für Ackerpflanzen – mit Mykorrhiza-Pilzen die Ernte sichern
Ob in der Landwirtschaft, im Waldbau oder im eigenen Garten – Mykorrhiza-Pilze gewinnen immer mehr an Bedeutung. Doch was genau ist die Mykorrhiza, woher kommt die Partnerschaft zwischen Pflanze und Pilz und warum ist sie möglicherweise sogar geeignet, ausgelaugte Ackerböden wieder aufzubauen und damit wichtige Ernteerträge zu sichern?
Eine Partnerschaft so alt wie die ersten Landlebewesen
Mykorrhiza ist eine ausgeklügelte Symbiose zwischen Pflanzen und Pilzen, die bereits vor 460 Millionen Jahren bei den ersten Landpflanzen nachgewiesen werden konnte. Vermutlich waren die ersten Pflanzen überhaupt nur aufgrund dieser Verbindung in der Lage, ihren Lebensraum vom Wasser auf das Land zu verlegen. Der Pilz geht dabei mit dem Feinwurzelsystem der Pflanze in Kontakt und liefert ihr auf diese Weise wichtige Nährstoffe und Wasser. Diese zusätzliche Versorgung ist besonders wichtig, wenn die Nahrungsaufnahme durch Hitze oder andere Umweltfaktoren beeinträchtigt ist. Im Gegenzug versorgt die Pflanze den Pilz mit durch Photosynthese gewonnenem Zucker. Darüber hinaus wird die Pflanze durch diese Wechselbeziehung resistenter gegen Krankheiten, Trockenheit und Frost. Die Verbindungen und Wirkungen im Einzelnen sind vielfältig und von Pflanze zu Pflanze sowie von Pilz zu Pilz sehr unterschiedlich.
90 Prozent aller Landpflanzen leben in Symbiose mit Pilzen oder sind zumindest dazu in der Lage. In Mitteleuropa sind die Wurzeln der Bäume durchweg mit Mykorrhiza versetzt.
Mykorrhiza erhöhen den Humusgehalt, die Speicherkapazität und vermindern Bodenerosion
Doch nicht nur für die Pflanze, deren Wurzeln die Pilze umhüllen oder durchdringen, birgt die Vergesellschaftung Vorteile. Auch der Boden profitiert vom unterirdischen Pilznetzwerk. Das Mycel umgarnt organische und anorganische Bodenpartikel und hält alles wie in einem Netz zusammen. So ist der Boden weniger anfällig für Erosionen. Zudem verfestigen die klebstoffähnlichen Ausscheidungsprodukte der Pilze die Bodenpartikel chemisch. Das Ergebnis ist ein stabiler Porenraum, in dem Wasser und Nährstoffe besser gespeichert werden können.
Mykorrhiza-Dünger – Pilz-Pflanze-Symbiose in der biologischen Landwirtschaft
Vor allem in der biologischen Landwirtschaft spielen Mykorrhiza-Pilze schon heute eine bedeutende Rolle. Sie versorgen die Pflanzen vor allem mit dem für das Wachstum besonders wichtigen Phosphor. Phosphor gehört zu den Makronährelementen, deren Vorkommen sich global gesehen dem Ende neigen. In circa 300 Jahren dürfte mit dem Abbau Schluss sein. Als Teil des Erbguts und essentieller Faktor für den Energiehaushalt ist Phosphor jedoch unerlässlich für das Wachstum jeden Lebens. Forscher schätzen, dass 80 Prozent des natürlich im Boden vorkommenden Phosphors von den Pflanzen ungenutzt bleiben, weil er gebunden und den Pflanzen damit nicht verfügbar ist. Mykorrhiza-Pilze sind in der Lage, die Verbindungen sogar aus Gestein zu lösen und die Pflanzen so zu versorgen.
Besonders effektiv wirken Mykorrhiza-Pilze in Kombination mit Huminsäuren. Ein hoher Huminsäuregehalt im Boden hilft dabei, das natürliche Bodenleben wiederherzustellen und zu stärken. Huminsäuren agieren dabei wie Verkehrspolizisten: Sie sorgen dafür, dass wichtige Nährstoffe wie Phosphor pflanzenverfügbar bleiben, denn sie haben eine hohe Affinität zu Ca2+-, Mg2+-, Al3+- und Fe3+-Ionen in der Bodenlösung und sind damit in der Lage, sich z.B. Al-Phosphate (im sauren Boden) oder Ca-Phosphate (im alkalischen Boden) anzueignen und unter Freisetzung von Phosphat Chelat-Komplexe zu bilden. (Amberger, 2006) Diese Eigenschaft wird auch Humateffekt genannt. Huminsäuren sorgen somit für gesündere, kräftigere Pflanzen, höhere Ernteerträge und einen niedrigeren Wasser- und Düngemittelbedarf. Auf Dauer sparen Landwirte mit Huminsäuren und Mykorrhiza nicht nur Geld, sie schonen auch die bedrohten Phosphor-Ressourcen auf der Erde und beugen Auswaschungen von Phosphor und anderen Agrarstoffen ins Grundwasser vor.
Die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen
Doch auch wenn die Mykorrhiza-Impfung von Ackerböden im Biolandbau schon weit verbreitet ist, bedarf es noch einiger Forschung, um die jeweilige Wechselwirkung zwischen den Pflanzen und den vielen verschiedenen Pilzen ausreichend erfassen und im Anschluss optimal nutzen zu können. Rund 95 Prozent der Pilzarten sind in der Fachliteratur überhaupt noch nicht beschrieben – das Potenzial ist riesig. Gerade die Kombination aus einer intakten, huminsäurenreichen Humusschicht mit ihren Millionen Mikroorganismen, und der gezielten Kultur von Mykorrhiza könnte eine der Lösungen für die nachhaltige Bodenkultur unseres Jahrhunderts darstellen. In einem huminsäurenreichen, natürlich strukturierten und lebendigen Boden fühlen sich Mykorrhiza am wohlsten und zeitigen die besten Ergebnisse als Betriebsmittel im Landbau.
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