Wüstenbildung
Desertifikation in Deutschland und Europa – was hilft?
Wüstenbildung ist längst auch in Europa kein Fremdwort mehr. Sogar einzelne Regionen Deutschlands wie die niederschlagsarmen Bundesländer Brandenburg oder Sachsen-Anhalt können davon schon in wenigen Jahren betroffen sein. Doch was passiert eigentlich in Böden, die ver-wüsten?
Eine Abwärtsspirale
Ein anders Wort beschreibt es besser: Humusverlust. Böden ohne Humus verlieren ihre Eigenschaft als Lebensraum und werden irgendwann zu rein anorganischer Materie – zu Staub, Sand, Steinen. Dazu muss dem Boden die organische Materie entzogen werden; meist geschieht dies durch offene Stoffkreisläufe und invasive Behandlung, wie es in der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist, und durch Extremwetter-Ereignisse, die durch den Klimawandel gehäuft auftreten. Monokulturen, Kunstdünger, Hitze, Starkregen und Pflügen mindern den Humusgehalt im Boden und stören die unterirdischen Kreisläufe.
Humusverlust ist darüber hinaus eine Abwärtsspirale – je weniger Humus, desto schlechter hält der Boden Nährstoffe und Wasser. Das Gleichgewicht kippt, der Mutterboden verhärtet und erschwert das Pflanzenwachstum, muss daher vermehrt gepflügt werden, was wiederum die bodengebundenen Kohlenstoffverbindungen freisetzt und das Bodenleben immer empfindlicher für Hitze oder übermäßige Düngung macht. Schadinsekten und Pilze haben nun ein leichtes Spiel und müssen chemisch bekämpft werden, was wiederum die Bodenbiologie beeinflusst.
Moderne Tradition
Nachhaltige Landwirtschaft hat zum Ziel, die organische Masse im Boden zu erhalten – ob nun im integrierten Landbau oder Biobetrieb – regenerative Landwirtschaft beabsichtigt, konstant Humus aufzubauen. Beides geht nicht nur mit einer veränderten Praxis einher, sondern häufig mit auch mit Bangen und Grübeln – die Spirale umzukehren kann eine echte Herausforderung sein.
Neben der Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden wie Agroforstsystemen (die Streuobstwiese), Kurzumtriebshaltung (der nomadische Schäfer) und gut geplanter Fruchtfolge (die antike Felderwirtschaft) ist der strategische Aufbau von Humus mithilfe von Biostimulanzien die effektivste Methode.
Was sind Biostimulanzien?
Auch Biostimulanzien habe eine lange Tradition, allen voran die Huminstoffe. Früher aus Braunkohle und Torf gewonnen, gibt es heute effektive Methoden, reine Humin- und Fulvosäuren aus Nebenprodukten der modernen Industrie zu gewinnen.
Wer einem verdichteten, sandigen oder lehmigen Boden Huminstoffe direkt zuführt, wird auch mit direkter Wirkung belohnt. Je hochwertiger die Huminstoffe, desto langanhaltender ihre Effekte.
Andere Biostimulanzien sind Extrakte aus Algen, Aminosäuren, nützliche Bakterien und Pilze, insbesondere Mykorrhiza.
All diese Zugaben fallen weder unter den Bereich der Düngemittel noch der Pestizide und können für den ökologischen Landbau zertifiziert werden. Je nach Boden und Problemlage sind Kombinationen verschiedener Biostimulanzien besonders wirksam, um das natürliche Gleichgewicht im Boden wiederherzustellen und Wüstenbildung aufzuhalten – auch in Gegenden mit geringen Niederschlägen.
Haben Sie Fragen, wie der Bodenverlust auf Ihrem Betrieb aufgehalten werden kann?
Kommentare
Keine Kommentare