Insekten im Acker – Räuber oder Gendarm?
Schadorganismen wie Insekten und Raupen sind gefürchtete Feinde der LandwirtInnen. Ohne entsprechende Pflanzenschutzmittel wären Schätzungen zufolge 34 Prozent der weltweiten Weizen- und 51 Prozent der Reisernte gefährdet. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Betriebe wären existenzbedrohend – von einer drohenden globalen Nahrungsmittelknappheit ganz zu schweigen. Aber was macht die Pflanzen eigentlich krank? Sind es tatsächlich die Schadinsekten – oder beginnt der pathologische Prozess schon früher? In anderen Worten: Bekämpfen Pflanzenschutzmittel Symptome oder Ursachen?
Gesunde Pflanzen werden nicht von Schädlingen befallen
Erhard Hennig, Autor des Buchs „Geheimnisse der fruchtbaren Böden“, konnte nachweisen, dass die Beschaffenheit des Bodens und eine gelungene Kommunikation innerhalb des Boden-Pflanze-Systems nicht nur für die ausreichende Nährstoffversorgung und Widerstandsfähigkeit der Pflanzen ausschlaggebend ist. Sie wirkt sich darüber hinaus auf die Wahrscheinlichkeit eines Schädlingsbefalls aus.
Beobachtungen von Hennig zufolge werden vor allem Pflanzen angegriffen, die falsch oder schlecht versorgt sind – solche also, die ohnehin minderwertig und damit weniger nahrhaft sind. Henning stellte Untersuchungen an Kartoffeln an und fand heraus, dass jene, die mit hochwertigem Kompost gedüngt wurden, eine reiche und gesunde Ernte erbrachten. Die Pflanzen auf den Nachbarfeldern hingegen wurden von Käfern komplett kahlgefressen.
Ähnlich erging es den Zwiebelpflanzen in einer typischen Zwiebelanbauregion. Die Pflanzen der Betriebe waren flächendeckend von Zwiebelfliegen befallen, viele Höfe standen kurz vor dem Ruin. Hennig erfuhr, dass die Felder sämtlich mit faulendem Frischmist gedüngt worden waren, dessen Faulgase geradezu aphrodisierend auf die Insekten wirkten. Nach einer Umstellung auf eine exakte Humus- und Kompostwirtschaft konnte das Fliegenproblem restlos gelöst werden.
Schädlinge machen die Pflanzen nicht krank – Schädlinge befallen nur kranke Pflanzen
Hennigs Vermutung: Die Pflanzen werden nicht befallen, weil sie anfällig sind – die Schadinsekten kommen, weil die Pflanzen durch ungeeignete oder mangelhafte Nährstoffversorgung bereits krank waren. Schädlingsbefall kann demnach die Folge einer unsachgemäßen Anbauweise sein. Die Insekten sind gewissermaßen die Aufräumarmee oder die Polizisten der Natur, die im Bedarfsfall gerufen werden und verschwinden, sobald die Aufgabe erledigt ist.
Es scheint eine Art wechselseitigen Austausch zwischen Pflanzen und Insekten zu geben: Kulturen, die unzureichend mit Mineralstoffen versorgt sind, signalisieren den Schädlingen, dass sie gefressen werden können, da sie ohnehin schlechte Überlebenschancen haben.
Pflanzenschutz heißt Bodenpflege
Wirksamer Pflanzenschutz heißt diesen Erkenntnisse zufolge eben nicht, Schädlinge zu bekämpfen. Ein effektiver Pflanzenschutz setzt viel früher an und bedeutet, den Pflanzen ausreichend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, damit sie stark und gesund gedeihen, den Boden als Nährstofflieferanten zu pflegen, zu schützen gesund zu halten.
Das gelingt zum Beispiel durch die organische Düngung mit hochwertigem Kompost. Durch diesen werden dem Boden wichtige Nährstoffe beigebracht, die zugleich leicht pflanzenverfügbar sind und den Humusgehalt erhöhen. Auch Gründüngung, der Anbau mehrjähriger Futterpflanzen sowie eine an den Standort angepasste Ackerkultur sorgen für eine ausreichende Versorgung der Pflanzen.
Huminsäuren können den Boden verbessern und die Nährstoffverfügbarkeit erhöhen
Ein gesunder Boden ist biologisch aktiv. Die Aktivität vor allem der Mikroorganismen kann durch die Zugabe von huminsäurebasierten Bodenverbesserern erhöht werden.
Huminsäuren entstehen bei der Humifizierung organischen Materials unter der Einwirkung von Mikroorganismen. Von Natur aus kommen sie reichlich in humosen Böden vor. Die Humusgehalte der weltweiten Ackerböden allerdings sind gering bis sehr gering, weshalb die Böden Unterstützung benötigen. Hier können huminsäurebasierte Bodenverbesserer helfen: Sie optimieren den Nährstoffaustauch zwischen Boden und Pflanze und erhöhen die Wasserhaltefähigkeit der Krume. Gleichzeitig binden sie wichtige Elemente wie Stickstoff und Phosphor in der Rhizosphäre und halten diese über lange Zeit pflanzenverfügbar.
Vor dem Hintergrund agrar- und umweltpolitischer Maßnahmen gewinnen präventive Pflanzenschutzmaßnahmen rasch an Bedeutung. In Deutschland zum Beispiel will das Agrarministerium den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 75 Prozent reduzieren. Ein gesunder, nährstoffreicher Boden war und ist daher mehr denn je Voraussetzung für eine ausreichende Ernte und eine sichere wirtschaftliche Zukunft der Erzeugerbetriebe.
Lesen Sie mehr über die Effekte von Huminsäuren und Huminstoffe im Freilandanbau.
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